Verantwortungsvoll durch die Krise steuern
Die Corona-Krise trifft die Armaturenhersteller hart. Unterbrochene Lieferketten, einbrechende Nachfrage, Kurzarbeit – kaum ein Unternehmen der Branche bleibt davon verschont. In dieser Lage zeigt sich, dass verantwortliches Handeln den Schaden zumindest begrenzen kann.
Einen Pandemieplan hatte kein Unternehmen in der Schublade. Ein Ereignis mit derart gravierenden, weltumspannenden Folgen konnte niemand voraussehen. Viele Unternehmen haben aber spätestens seit der Finanzkrise vor gut zehn Jahren einen Notfallplan erarbeitet. Der dient jetzt als Basis, um schnell mit gezielten Maßnahmen und entsprechend der behördlichen Vorgaben auf die Krise zu reagieren. Es gilt, den Betrieb so gut es geht aufrechtzuerhalten, wo nötig, Anpassungen vorzunehmen und die Mitarbeiter bestmöglich vor einer Erkrankung durch das Corona-Virus zu schützen.
Die Aufgabe ist immens. Nach einer Blitzumfrage des VDMA Anfang Mai verzeichneten 78 Prozent der Armaturenhersteller erhebliche Beeinträchtigungen in ihren Betriebsabläufen. 73 Prozent haben ihre Kapazitäten bereits verringert, vor allem ausgelöst durch Stornierungen und einen Einbruch des Auftragseingangs. Ein Ende der Krise ist noch nicht in Sicht. 72 Prozent der Befragten gehen von einer weiteren Verschlechterung der Auftragslage aus mit entsprechenden Konsequenzen für Umsatz und Ertrag. „Den Armaturenherstellern geht es dabei im Vergleich zum gesamten Maschinenbau noch etwas besser. Hier spielt sicher eine Rolle, dass viele von ihnen nicht so große Unterbrechungen ihrer Lieferketten erleben, weil sie noch einen recht hohen Anteil ihrer Teile in Deutschland einkaufen“, sagt Wolfgang Burchard, Geschäftsführer des VDMA-Fachverbands Armaturen.
Das Mögliche tun
Einige Maßnahmen zum Schutz gegen das Virus sind erprobt, vieles ist Neuland. Stichwort Hygieneregeln. Auch vor Corona waren Desinfektionsmittelspender in Wasch- und Gemeinschaftsräumen vielerorts im Einsatz. Ein Großteil der Unternehmen hat die Zahl der Desinfektionsstationen in Produktion und Verwaltung seither deutlich erhöht. Außerdem wurden die Reinigungsintervalle verkürzt. Überdies haben sich die Betriebe inzwischen mit Atemschutzmasken eingedeckt. Diese Umstellungen lassen sich vergleichsweise einfach bewerkstelligen. Viel schwieriger ist es dagegen, die vorgeschriebenen Abstandsregeln einzuhalten, besonders in der Produktion. „Wir haben direkt zu Beginn der Pandemie die Schichten im gesamten Unternehmen auseinandergezogen und Zeitkorridore zwischen den Schichten eingeführt“, sagt Ulrike Kremer, Marketingverantwortliche bei der SYR Haustechnik. Ähnlich verfahren auch andere Unternehmen. Dort, wo es aber aus fertigungstechnischen Gründen nicht funktioniert, wurden wenn möglich Trennwände zwischen den Arbeitsplätzen installiert. Auch die Pausen- und Kantinenzeiten wurden ausgedehnt. Immer mit dem Ziel, so wenig Menschen wie möglich gleichzeitig an einem Ort zu haben. Die Abstandsregeln führen dazu, dass in vielen Betrieben nicht mehr so viel produziert werden kann, wie in normalen Zeiten. Eine Entwicklung, die dann einigermaßen verschmerzbar ist, wenn die Auftragslage sowieso dünner geworden ist.
Gesundheit geht vor
Im Unterschied zu Dienstleistungsunternehmen ist es im produzierenden Gewerbe nicht möglich, einen Großteil der Beschäftigten ins Homeoffice zu schicken. Sie müssen schließlich produzieren. Die meisten Unternehmen der Armaturenbranche haben dennoch für Mitarbeiter, die etwa wegen einer Lungenerkrankung als Risikopatienten gelten oder die keine Betreuung für ihre Kinder bekommen können Möglichkeiten angeboten, von zuhause zu arbeiten. In der Verwaltung wird das Homeoffice in einigen Betrieben schon seit Wochen genutzt. „Homeoffice ist ein sinnvolles Hilfsmittel, um den Betrieb aufrechtzuerhalten“, findet Holger Struck, Brand Manager bei Dornbracht. Das ist mancherorts aber einfacher gesagt als getan, denn in der aktuellen Krise zeigt sich, dass ausreichende Internetverbindungen in Deutschland längst nicht überall vorhanden sind. Dort, wo es funktioniert, lassen sich aber mit Homeoffice wertvolle Erfahrungen sammeln, auch für die Zeit nach Corona. Dasselbe gilt für die Kommunikation. Weil Mitarbeiter von zuhause arbeiten und Reisen nur stark eingeschränkt möglich sind, sind Videokonferenzen über Microsoft Teams oder Zoom das Mittel der Stunde. Dabei hat man allerdings vielfach die Erfahrung gemacht, dass es hierfür ein besonders hohes Maß an Konzentration braucht, man also auch hier erst einmal lernen muss.
Einige Firmen haben Videokonferenzen auch schon mit Kunden ausprobiert. „Da wir unser Seminarprogramm im Schulungszentrum ausgesetzt haben, bieten wir jetzt verstärkt Webinare für externe Schulungszwecke an“, sagt Verena Töpfer-König von Franke Aquarotter. Auch Dornbracht hat mit Kundenveranstaltungen im Netz erste positive Erfahrungen gesammelt.
Gute Stimmung ist wichtig
Den Mitarbeitern fordert die Corona-Krise einiges ab. Gewohnte Kontakte fehlen, der Arbeitsalltag ist völlig verändert, neue Kommunikationsmittel verunsichern. „Der kritische Punkt ist die Stimmung. Die sozialen Kontakte fehlen. Aber die große Mehrheit unserer Mitarbeiter akzeptiert dennoch die Maßnahmen, die wir getroffen haben. Wir spüren auch Dankbarkeit“, sagt Struck. Der Zusammenhalt in der Belegschaft ist wichtig. Bei SYR haben die Mitarbeiter Schutzmasken selber produziert und damit demonstriert, dass sie hinter den Vorschriften stehen, die sie schützen sollen. „Wir sind sehr stolz auf das Engagement unserer Mitarbeiter“, sagt Kremer dazu.
In der mittelständisch geprägten Armaturenbranche ist die Wertschätzung der Belegschaft traditionell verankert. Das zeigt sich gerade auch in einer Krise. „Wir haben als Unternehmen eine gesellschaftliche Verantwortung. Ein fairer Umgang mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört für uns unmittelbar dazu“, sagt Struck. Was kommt nach Corona? Die Trennwände werden sicher wieder verschwinden, auch das Homeoffice dürfte für die produzierenden Betriebe eher die Ausnahme bleiben, hört man in den Unternehmen. Bleiben werden wohl die vermehrten Videokonferenzen und – damit einhergehend - eine eingeschränkte Reisetätigkeit.
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