Ausbildung mit Perspektive – in der Sanitärindustrie



Die Azubis von heute sind die Fachkräfte von morgen. Diese Binsenweisheit ist angesichts des akuten Fachkräftemangels aktueller denn je. Die Unternehmen der deutschen Gebäudearmaturenindustrie betreiben große zeitliche, personelle und finanzielle Anstrengungen, um die benötigten Nachwuchskräfte anzuwerben und an sich zu binden.


Dem Thema Ausbildung kommt in den Betrieben oft schon seit Jahrzehnten ein besonderer Stellenwert zu. Sie ermöglichen jungen Menschen eine solide Ausbildung bei erfolgreichen Markenherstellern, die ihnen eine gute Basis für ihren künftigen beruflichen Lebensweg garantiert. Gleichzeitig stellen sich die regional verwurzelten Unternehmen damit ihrer gesellschaftlichen Verantwortung.

Gezielte Vorbereitung auf die Abschlussprüfung durch Werksunterricht bereits ab dem 1. Lehrjahr bei Kemper (Foto: Kemper)

In der Gebäudetechnik-Branche setzen die Unternehmen auf eine Vielzahl von Wegen, auf denen sie junge Menschen finden und anwerben. Das war vor einigen Jahren noch anders. Damals bewarben sich für einen Ausbildungsplatz zahlreiche junge Leute. „Der Fachkräftemangel zeigt deutlich, was uns schon lange bewusst ist: Wir müssen junge Talente gezielt fördern, damit besonders im gewerblichen Bereich auch in der Zukunft qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen“, sagt Claudia Eichert,  die beim Olper Armaturenhersteller Schell im Personalwesen für Ausbildung zuständig ist.

Azubiausflug von Schell im Jahr 2019 nach Köln. (Foto: Schell)

Junge Menschen abholen

Während früher eine Stellenausschreibung reichte, um ausreichend Bewerber anzusprechen, inserieren die Unternehmen heute auch in Zeitschriften wie dem Azubi-Planer oder bei den Jobbörsen des Arbeitsamtes. Zusätzlich sind sie regelmäßig auf Ausbildungsmessen und Berufsinfotagen der Schulen vertreten. Auch die digitale Ansprache gewinnt an Bedeutung. Es gilt die künftigen Azubis dort abzuholen, wo sie sich ohnehin oft aufhalten: Im Netz. Dieser Weg hat sich gerade in der Corona-Pandemie als erfolgreich erwiesen. Der Haustechnik-Experte Resideo aus Mosbach beispielsweise nutzte die Gelegenheit, sich auf virtuellen Kennenlern-Veranstaltungen vorzustellen. Neben solchen Veranstaltungen und auch Ansprachen in den Sozialen Medien bieten viele Unternehmen spezielle Berufsorientierungstage an. Potenzielle Bewerber können sich dort an Ort und Stelle ein Bild von ihrem künftigen Arbeitgeber und von der Arbeit machen, die sie dort erwartet. Auch Schülerpraktika sind vielerorts möglich. Ganz wichtig ist aber ein ganz klassischer Weg: die Empfehlung durch andere Azubis. Wenn ein Lehrling erzählt, dass er sich bei seinem Unternehmen wohlfühlt, dass die Arbeit interessant ist und das Betriebsklima gut, ist das für andere besonders glaubwürdig. Bei Resideo haben Azubis zum Beispiel ein Werbeplakat über ihren Arbeitgeber entworfen, das über Social-Media-Kanäle verbreitet wird und dort geteilt werden kann.

Resideo nutzt die Chance sich auf virtuellen Kennenlern-Veranstaltungen vorzustellen. (Foto: Resideo)

Mit ihren Anstrengungen um die Fachkräfte der Zukunft beginnen die Unternehmen schon in den allgemeinbildenden Schulen von der Grundschule bis zum Gymnasium. Noch bevor es darum geht, dass Jugendliche sich für ein spezielles Unternehmen für eine Ausbildung interessieren, gilt es, das Interesse für bestimmte Berufsfelder zu wecken. Unternehmen wie Kemper aus Olpe oder Viega aus Attendorn unterstützen deshalb zum Beispiel das Projekt „DigiMath4Edu" der Fachgruppe für Mathematikdidaktik der Universität Siegen. Es will Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien an Schulen in Siegen-Wittgenstein und dem Kreis Olpe aufbauen und weiterentwickeln. „Hier erarbeiten wir mit Professoren der Universität Siegen Projekte und Aufgabenstellungen, die die Lehrer aller Schulformen im Unterricht integrieren können und präsentieren die Ergebnisse bei Berufsorientierungstagen an den Schulen“, erklärt Jan Schönauer, Leiter Personalwirtschaft und Ausbildung bei Kemper. Ziel sei es, den MINT-Bereich stärker in den Fokus der Schüler zu rücken, heißt es dazu bei Viega – mit durchweg rund 200 Azubis einem der größten Ausbildungsbetriebe in der Region. Viega unterstützt Schulen auch bei eigenen Projekten, etwa beim Bewerbungstraining. Andere Unternehmen stellen Material für den praktischen Berufsschulunterricht in Lehrwerkstätten zur Verfügung.

Viega unterstützt Schulen auch bei eigenen Projekten. (Foto: Viega)

Ausbildungsberufe mit Zukunft

Grundkenntnisse in den Naturwissenschaften sind bei vielen Ausbildungsberufen in den Betrieben der Gebäudearmaturenindustrie unverzichtbar. Zum Beispiel beim Lehrberuf des Oberflächenbeschichters. Er stellt mit unterschiedlichen Verfahren und Techniken Überzüge auf Metallen oder Kunststoffen her. Beim Badausstatter Keuco aus Hemer lernen die Auszubildenden diesen Beruf in drei Jahren. Interesse an Physik, Chemie und Mathematik sind für Keuco dabei unverzichtbare Voraussetzungen, die ein Azubi mitbringen muss. Die vielseitige Ausbildung ist für den mittelständischen Betrieb wichtig und auch eine Investition in die Zukunft.

Im Laufe der Zeit ist das Spektrum der Ausbildungsberufe breiter geworden. Wie viele andere auch hat das Sanitärtechnikunternehmen Mepa aus Rheinbreitbach sein Ausbildungsangebot kontinuierlich ausgeweitet. Relativ neu ist bei diesem Unternehmen die Ausbildung zum Fachinformatiker Systemintegration. Wie in anderen Bereichen auch wird dabei sehr darauf geachtet, dass die Auszubildenden voll in den Arbeitsprozess eingebunden sind und damit ein fundiertes Praxiswissen erwerben. Für die Auszubildenden bietet das immer wieder angepasste Angebot die Sicherheit, einen Beruf zu erlernen, der kein Auslaufmodell ist, sondern in Zukunft tatsächlich gebraucht wird.

Ausbildungen sind für die Unternehmen aufwändig und teuer. Aber sie zahlen sich aus, wenn die jungen, motivierten Fachkräfte anschließend im Unternehmen bleiben. „Wir bilden nicht für andere aus, wir bilden für uns aus. Wir setzen auf eine möglichst lange Betriebszugehörigkeit, denn je stärker die Bindung an das Unternehmen ist, desto größer ist die Chance, das Unternehmen und Mitarbeiter eine gemeinsame Perspektive haben“, sagt Jeannette Walter vom Armaturenhersteller Dornbracht aus Iserlohn. Deshalb werde Auszubildenden schon früh Verantwortung für Aufgaben und Projekte übertragen. Viele hätten schon im Unternehmen Karriere bis hin zur Führungskraft gemacht. So wie Walter selbst. Sie hat bei Dornbracht ihre Ausbildung gemacht und ist inzwischen mit Anfang 30 bereits Director of Human Capital.

„Wir bilden nicht für andere aus, wir bilden für uns aus“ sagt Jeannette Walter von Dornbracht (Foto: Dornbracht)