Lebenszyklus verlängern
Kreislaufwirtschaft basiert auf einem Denken in Stoffkreisläufen. Angestrebt wird eine möglichst lange Nutzung von Rohstoffen über alle Material- und Produktlebenszyklen hinweg. Verbraucher profitieren folglich von langlebigeren Produkten. „Eine lange Lebensdauer lässt sich nur mit kompromissloser Qualität erreichen“, betont Andrea Bußmann, Geschäftsführerin bei Schell. Gerade in öffentlichen und gewerblichen Sanitärräumen, in denen Schell-Produkte zum Einsatz kommen, würden Armaturen täglich auf eine harte Probe gestell. Daher lege Schell Wert auf hochwertige Materialien und eine Bauweise, die Langlebigkeit sowie bestmöglichen Schutz im Falle von Vandalismus garantiere. Resideo achtet ebenfalls auf robuste Materialien und eine hochwertige Verarbeitung, wie Dirk Eschinger, Leiter des Standorts Mosbach, erklärt: „Bei unseren Produkten wie etwa Druckminderern oder Trinkwasserfiltern ist per se eine lange Nutzungsdauer vorgesehen.“
Der Hauptbestandteil der Schell Armaturen und Eckventile besteht aus Messing. Mit dem recyclebaren Werkstoff wird ein nahezu unendlicher Kreislauf angestrebt.
(Quelle: Schell)
Das Produktdesign ist ein wichtiger Faktor, nach Einschätzung des Umweltbundesamts sogar „das Herz einer Kreislaufwirtschaft“ im Hinblick auf das Ziel, den Wert von Produkten, ihren Komponenten und Materialien zu erhalten. Kemper setzt unter anderem auf besondere konstruktive Merkmale. So stellt das Unternehmen beispielsweise eine Ventilspindelabdichtung her, die ohne Betriebsunterbrechung sogar unter Druck gewechselt werden kann. Das ermögliche für bestimmte Baureihen eine zehnjährige Gewährleistung, sagt Dr. Rehse.
Neben Materialien und Bauweisen spielt die Qualitätssicherung eine Rolle. Bei Mepa wird zum Beispiel jeder einzelne Spülkasten unter Wasserbefüllung geprüft. Verschleißteile versuche man auf ein Minimum zu reduzieren, erklärt Szpak. „Unsere Produkte sind darauf ausgelegt, dass sie 20 oder 25 Jahre halten.“
Reparaturen ermöglichen
Eine lange Nutzungsdauer setzt gute Reparaturmöglichkeiten, fachgerechte Wartung und Instandhaltung voraus. „Schell-Produkte sind so konzipiert, dass sie leicht zu warten und einfach zu reparieren sind“, sagt Bußmann. „Ein vollständiger Austausch ist selten nötig.“ Von technischen Hotlines über eine Service-App mit Ersatzteilfinder bis hin zu Virtual-Reality-Brillen für Handwerker vor Ort: Die Hersteller unterstützen die Installateure rund um Reparatur und Instandhaltung. Ein entscheidender Aspekt ist die Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Mepa beispielsweise garantiert bei bestimmten Spülkästen die Ersatzteilversorgung für einen Zeitraum von bis zu 25 Jahren. Resideo stellt bis zu zehn Jahre nach Produktabkündigung die wichtigsten Ersatzteile bereit, damit auch ältere Produkte noch gewartet und instandgesetzt werden können. „Grundsätzlich ist das Thema Instandhaltung für uns ein wichtiges Thema, auf das wir auch verstärkt in Kundengesprächen aufmerksam machen“, sagt Eschinger.
Praktisch auch direkt vor Ort auf der Baustelle: Die kostenlose Service-App beinhaltet auch einen Ersatzteilfinder
(Quelle: MEPA/Hintergrund:©anyaberkut/Fotolia)
Zur Kreislaufwirtschaft gehört auch die Abfallvermeidung. Müll und Verschwendung sollen in jeder Phase der Herstellung vermieden werden. „In unserer Produktion erfolgt eine sortenreine Entsorgung beziehungsweise Wiederverwertung“, sagt Eschinger. „Anfallende Metallspäne beispielweise werden bei uns schon lange recycelt und Kunststoff zum Granulieren weitergegeben.“ Neuerdings werde aus dem Strahlstaub der Gießerei Messing zurückgewonnen und genutzt. Auch bei Schell werden alle Messingspäne und -grate, die in der Produktion anfallen, gesammelt und dem Messinghersteller zurückgegeben. Kemper nutzt als Hauptwerkstoff Rotguss, der vollständig recyclingfähig ist. „Recycling ist die größte Materialquelle für Kupfer“, sagt Dr. Rehse und spricht damit einen klassischen Stoffkreislauf an: „Ein Großteil des Werkstoffs, der hier verarbeitet wird, hat schon mal woanders seinen Dienst getan.“
Recycling sicherstellen
Zwar ist das Recycling der letzte Schritt nach Vermeidung (Reduce), Wiederverwendung (Reuse), Reparatur (Repair) und Aufbereitung (Remanufacture). Nichtsdestotrotz ist die Recyclingfähigkeit von Produkten ein wichtiger Aspekt, wenn es um die effiziente Nutzung von Ressourcen geht. Schell prüft schon bei der Produktentwicklung alle Materialien auf ihre Wieder- und Weiterverwendung hin. Armaturen und Eckventile von Schell bestehen überwiegend aus Messing. Mit dem recycelbaren Werkstoff werde „ein nahezu unendlicher Kreislauf angestrebt“, sagt Bußmann, die als Geschäftsführerin die Bereiche Vertrieb, Marketing und Produktmanagement verantwortet.
Strahlstaub, der in der Gießerei entsteht. Das darin enthaltene Messing wird wiedergewonnen.
(Quelle: Resideo)
Relevant wird das Thema Recycling am Ende des Produktlebens. „Unsere Armaturen können leicht in einzelne Bestandteile zerlegt werden, sodass sich unterschiedliche Materialien wie Messing und Kunststoff separieren lassen“, sagt Resideo-Standortleiter Eschinger. „Das ermöglicht eine fachgerechte Entsorgung und das Recycling von wiederverwertbaren Materialien.“ Die Demontage von Armaturen erfolgt in der Regel über das Fachhandwerk. Der Endkunde muss also in den allermeisten Fällen in Sachen Entsorgung nicht selbst aktiv werden. Buntmetalle werden über die Altmetallverwertung wieder dem Stoffkreislauf zugeführt.
Von der Wiege zur Wiege
Eine perfekte Kreislaufwirtschaft beschreibt das sogenannte Cradle-to-Cradle-Prinzip, wörtlich übersetzt: von der Wiege zur Wiege. Die Natur liefert das Vorbild für diese Idee eines geschlossenen Stoffkreislaufs: Biologische Kreisläufe lassen keine Abfälle zurück. In der Industrie lässt sich ein solches Ideal nicht ohne Weiteres umsetzen, aber für die Unternehmen ist es mehr als nur eine ferne Vision. Schell fühlt sich nach Bußmanns Worten dem Cradle-to-Cradle-Ansatz verpflichtet, und zwar entlang des gesamten Lebenszyklus der Produkte – von der Konstruktion über die Produktentwicklung und die Produktnutzung bis zum Recycling. Und auch andere Hersteller wie Mepa haben das Thema im Blick. „Das Cradle-to-Cradle-Prinzip ist sehr komplex und erfordert von Produktbereich zu Produktbereich unterschiedliche Ansätze”, erklärt Szpak. „Bei uns laufen bereits entsprechende Brainstormings. Machbarkeitsprüfungen werden folgen.“
In Teilen der Produktion können schon heute nahezu permanente Materialkreisläufe gewährleistet werden, wie etwa in der Gießerei. Anders sieht es aus, wenn man das fertige Produkt betrachtet. Mit dem typischen dreistufigen Vertriebsweg über Fachgroßhandel und Fachhandwerk haben die Hersteller keinen Zugriff mehr auf ihre Armaturen oder Komponenten. „Hier können wir keinen eigenen Kreislauf aufbauen“, erläutert Kemper-Geschäftsführer Dr. Rehse. „Stattdessen sind wir auf den Kreislauf im Markt angewiesen.“